Die Sage vom Dreilagenstein im StreitwaldDas Waldgebiet südlich von Gablenz heißt Streitwald, teils Zwönitz, Affalter und Stollberg gehörig, schon 1431 als „Streitholcze" in einer Urkunde verzeichnet. 1582 gelangte der Hartensteiner Anteil des Streitwaldes an die schönburgischen Grafen auf Schloß Lichtenstein, die 1603 ein Forsthaus errichteten, Waldparzellen Jahre 1715 zur Rodung und zum Hausbau freigaben. 1723 entstanden daraus die Spätsiedlung „Streithäuser", die als Ort Streitwald nach Affalter eingemeindet wurde. Der Streitwald wurde im Mittelalter gleich von drei Feudalherren beansprucht, nämlich von den Schönburgern auf Hartenstein, den Schönbergern auf Stollberg und vom Abt von Grünhain. Dieser Streit um den Wald soll ihm den Namen gegeben haben. Die Sage berichtet, daß 1476 der sächsische Herzog Albrecht der Beherzte eine Wallfahrt nach Jerusalem ins Heilige Land unternommen habe. Unter den vielen Rittern, die ihn begleiteten, befanden sich zwei mächtige Herren unserer Gegend, nämlich Ernst 1. von Schönburg und Bruno von Schönberg, Herr auf Stollberg, Thum, Gelenau und Niederzwönitz. Zum Gefolge des Herzogs gehörte auch sein Beichtvater Johannes Funk. Die glückliche Rückkehr der Wallfahrer sei in Dresden und Zwickau prächtig gefeiert worden. Aber die lange Abwesenheit des Schönburgers und des Schönbergers hatte der mächtige Abt von Grünhain, der seinerzeit ein habgieriger Mensch gewesen sein soll, unverzüglich genutzt, um sich des wertvollen Forstes südlich von Stollberg in der Nähe seines Klosterdorfes Gablenz zu bemächtigen. Es kam zum Streit um den Wald, der der Sage nach erst damals seinen Namen erhalten haben soll. Hochmütig erklärte der Abt: „Keinem von Euch gehört er - mir allein gehört der Forst!" Der Streit währte mehrere Jahre, da starb der Abt. Sein Nachfolger war des Herzogs Beichtvater Johannes Funk, ein frommer und den friedlichen Ausgleich suchender Mensch. Zu dritt trafen sich die Herren im Streitwald und einigten sich bald. Dann ließ man einen neuen Grenzstein, den sogenannten Dreilagenstein, setzen, und der Abt segnete den Grenzstein und besprengte ihn mit Weihwasser. Die Sage führte dazu, daß dem Stein Wunderkräfte zugeschrieben wurden. Abgebrochene Stücke dienten zerrieben angeblich als heilkräftiges Pulver. Der auf der Karte des Landvermessers Oeder 1618 noch verzeichnete Dreilagenstein verschwand in der Folgezeit. Heue erinnert nur noch die Waldbezeichnung Streitwald und die Forstabteilung „Am Dreilagenstein" an die Sage und die Geschichte des Forstes in der Nähe des ehemals grünhainischen Klosterdorfes.
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