Geschichten um den Räuber Nicol List

Gerd Freitag, Heimat- und Nicol-List-Forscher, merkt hier an, dass sehr viel Dichtung und weniger Wahrheit den Mytos NicolList bestimmen. Er hat jahrelang genauestens  mit großem Auwand recherchiert. Auf seine anstehende Publikation dürfen wir gespannt sein. Mit seinen Erkenntnissen haben die nachfolgenden Anekdoten sicher nicht viel zu tun...

Nicol List als Wirt in der Grünen Tanne zu Raum

 Wer sich als Pächter für den Gasthof Grüne Tanne auf drei Jahre bewarb, mußte von robuster Natur sein, denn es waren nicht nur feine Leute, die dort einkehrten. Der Hartensteiner Amtmann nahm 1691 die Bewerbung Lists nicht gern an, denn der Mann aus Beutha war für ihn kein unbeschriebenes Blatt und schon mehrmals durch die Maschen des Gesetzes geschlüpft. Aber der Beamte befand sich in einer Zwangslage, denn keiner wollte die Schenke übernehmen. So wohnte List von 1691 bis 1693 mit Frau und Kindern als Wirt in der Grünen Tanne und vermietete inzwischen sein Anwesen in Beutha.

List, damals 37 Jahre alt, denn er war 1654 in Waldenburg geboren, ließ seine Frau als Wirtin sehr oft allein. Er ging immer wieder seinem Nebengewerbe als Pferdehändler nach und war auch häufig bei den Soldaten, denn er nahm keinen endgültigen Abschied von der Truppe. So konnte er seine Lebensweise leicht verschleiern. In seiner Zeit geriet die Schenke in Raum in einen schlechten Ruf. Dort war immer etwas los, wobei List und seine Frau manchmal in die Lage eines Täters und eines Opfers zugleich gerieten. Da nistete sich im Gasthof Raub- und Bettelgesindel ein, es wurde eingebro­chen und gestohlen, die Wirtin bedroht und von ihr Geld erpreßt. Wenn List heimkam, schlug er dafür seine Frau, die sonst eine tüchtige Hausfrau und Wirtin gewesen sein soll, aber selber in den Verdacht der Hehlerei kam, als man bei ihr Wäsche und Kleider fand, die Soldaten in der Nähe der Stadt Hof gestohlen hatten. Inwieweit Frau Margarete List von den Verbrechen ihres Mannes Kunde hatte, ist nie völlig aufgeklärt worden, In der Raumer Schen­ke geschahen jedenfalls seltsame Dinge. Da berichtete ein Zwönitzer Fuhrmann, er habe gehört, daß in der Nacht fremde Kerle in den Gasthof gekommen seien, wären hinauf in des Wirts Kammer, hätten ihn stark traktiert. Endlich sei List mit ihnen in den Stall gegangen und habe den Kerlen einen Rappen und einen Schimmel gegeben. Wie sie dann fortgeritten, sei ein Schuß gefallen.

In der Grünen Tanne logierte längere Zeit ein Kriegskamerad Lists aus den Türkenkriegen, der sogenannte „Wachtmeister", auch „Nürnberger" genannt, der im Patenbrief für das Kind des Raumer Schmiedes sich als Wolf Eckardr-eintrug und der später in Lists Scheune zu Beutha erschlagen worden sei. Sein Schicksal blieb im Dunkeln. Als man den Beuthaer Pfarrer Zehmann befragte, gab der zu Protokoll, er sei mehrmals in der Grünen Tanne gewesen, wo ihn der Wachtmeister in der Oberstube „mit Speise und Trank wohl traktieret" hätte.

In seiner Zeit als Wirtspächter fiel immer wieder Verdacht auf Nicol List, als „Schwarzer Nickel" an Verbrechen weit im Lande beteiligt zu sein. Aber dem schlauen Nickel gelang es stets, die Strafverfolgungsbehörden zu täuschen und sich in frecher Weise ein Alibi zu verschaffen. So hatte ein Salomon Spitzbarth im bayerischen Rehau von einem gewissen Weichelt Pferde gekauft. Als sich herausstellte, daß diese im fernen Guben gestohlen wor­den waren, zeigte der wütende Spitzbarth, der die Pferde herausrücken mußte, den List in Hartenstein an, denn dieser hätte sich als der Pferdehändler Weichelt in Franken ausgegeben. Und obwohl sich der Verdacht erhärtete, List sogar für sein freies Geleit 100 Gulden Kaution stellen mußte, gelang es ihm schließ- lich nachzuweisen, daß er in der fraglichen Zeit beim Würzburger Dragonerregiment im Dienst gewesen sei. Mangels Beweise er­folgte sein Freispruch.

Zweifellos sind mehrere Diebstähle und andere Verbrechen von List und seinen Kumpanen unter Mitwirkung von Soldaten gesche­hen. Nur einen der sogenannten Kriegskameraden Lists konnte man überführen, den David Schilling, der in Stollberg einsaß.

Als man die bei Nossen gestohlenen Pferde und einen Ochsen in Lists Stall in Beutha fand, entwickelte sich ein 240 Seiten Akten umfassender Prozeß, bei dem es aber List gelang, einem gewissen Kesselpeter die Schuld zuzuschieben, der hätte die Tiere ohne sein Wissen bei ihm untergestellt. Bei diesem Prozeß wurde List aller- dings der ersten Stufe der Folter unterworfen und ihm die Daumen­schrauben angelegt. Als der Henker ihn auszog, fand man bei ihm allerhand merkwürdige Sachen, die ihn der Zauberei verdächtigten, so eine Schlangenhaut, Krähenaugen, eine Eberwurz, ein in den Rock eingenähtes Kinderkleid, einen Ring mit einer Teufelsfratze„ Zettel mit geheimnisvollen lateinischen Buchstaben und schließlich einen schlüsselähnlichen Haken, offensichtlich als Dietrich zu gebrauchen.

Diese Gegenstände brachten dem Wirt List einen bedrohlichen! Prozeß wegen Zauberei und Hexerei ein. Schon in Beutha galt er als; sehr gelehrt und wurde befragt, was man bei Krankheiten von; Mensch und Tier tun könne. Es ging aber auch das Gerede, er treibe' teuflische Künste, sei kugel- und stichfest, habe geheime Kräfte' damit Hunde nicht bellen, könne sich unsichtbar machen und verschiedene Gestalt schlüpfen.j

List verteidigte sich sehr geschickt, stellte sich als gläubiger Christ hin und erreichte mit unglaublicher Schlauheit in Anbetracht de erdrückenden Anschuldigungen eine glimpfliche Strafe, nämlich nu vier Wochen Gefängnis oder ersatzweise vier Neuschock Geldstra fe, dazu die Gerichtskosten.

1693 waren die Zustände in der Grünen Tanne so schli geworden, daß dort eine Wache von einigen Musketieren stationie werden mußte. Von ehrlichen Leuten wurde der berüchtigte Gast.hof gemieden. Vorzeitig erhielt List seine Kündigung, und er zog wieder nach Beutha.

Bald besserte sich der Ruf der Grünen Tanne als Einkehrstätte an der stark befahrenen Landstraße, und die Wirtschaft warf hohe Erträge ab. Einer der folgenden Pächter war ein Kriegsinvalid, der alte Trompeter David Colomneser. Im Pachtvertrag wurde der Jah­resumsatz von 100 Scheffel Hafer für die Pferde veranschlagt und 200 Kannen Branntwein für die Fuhrleute.

 Die blutige Johannisnacht 1696 in Beutha

 In der mondlosen. Johannisnacht des Jahres 1696 erreichten mit dem Glockenschlag der Mitternachtsstunde 16 aufgebotene bewaff­nete Hartensteiner Bürger unter dem Kommando des Landrichters Zechendorfer und des Schöppen Kneufler das Dorf Beutha. Den wackeren Bürgern war gar nicht wohl zu Mute, denn sie hatten den heiklen Auftrag, den des Diebstahls verdächtigten Nicol List als Gefangenen in die Hartensteiner Fronfeste, das Amtsgefängnis, zu bringen. Tags zuvor hatte der Erblehnrichter Hilbert aus Kleinrük­kerswalde beim Hartensteiner Amtmann Schönheim Anzeige gegen List erstattet. In der Woche nach Ostern waren dem reichen Dorf­richter allerlei Kostbarkeiten aus seinem gesicherten Gewölbe ab­handen gekommen, insgesamt 84 Posten, darunter 11 Becher und 23 Ringe aus Gold und Silber und mit Edelsteinen besetzt. Hilbert hatte schon selbst ermittelt und dabei erfahren, daß der Soldat Schubert in der Bierstube des Stollberger Apothekers an der Jacobi­kirche von List zum Mitmachen bei der Beraubung Hilberts angesprochen worden war. Und da List schon lange beim Amtmann wegen vieler krummer Sachen in Verdacht stand, und ihm ein Doppelleben einerseits als braver Beuthaer Bauer und Pferdehändler und andererseits als Bösewicht zugetraut wurde, entschloß sich der Beamte zum raschen Zugreifen, vor allem, weil in Erfahrung ge­bracht wurde, List hätte unmittelbar eine Reise nach Berlin vor.

Aus Lists Haus drang kein Lichtschein. Es wurde von den Bür­gern umstellt. Der Landrichter, der Schöppe und der den Polizei­dienst wahrnehmende Landsknecht stürmten ins Schlafgemach der Eheleute im oberen Stockwerk. Und anstatt dem schlauen List gleich die Ketten anzulegen, ließ man ihn, der in Hosen und mit Brustlatz im Bett lag, gemächlich aussteigen, damit er sich anziehen konnte.

List merkte sofort, was die Glocke geschlagen hatte. Frech ver­langte er, daß sein Knecht das Pferd satteln solle, denn man könne doch nicht verlangen, daß er zu Fuß nach Hartenstein gehe.

Da wurde es dem Landrichter doch zu viel, und er schlug das kecke Ansinnen barsch ab. List brauste zornig auf: „Ich will denjeni­gen sehen, der mir das Reiten verwehrt!" Blitzschnell griff er hinter sein Bett nach einer geladenen Pistole und rief: „Daß dich der Donner erschlag, willst du mich schließen lassen, ich will dir was anderes weisen!"

Schon krachte ein Schuß, und der Schöppe Kneufler lag am Boden. In dem allgemeinen Durcheinander stürmte List zur Tür hinaus und die Treppe hinunter, wobei er in die unten stehende Menge schoß.

Der Landrichter hatte sich — wie später allgemein erzählt wurde - in dem Tumult „verloren" — war also feige davongerannt. Da das aber für ihn als Respektsperson sehr unrühmlich war, gab er seinem Bericht folgende Fassung: „Da ergreift List, ehe ich es hindern kann, ein Pistol, das an der Wand hängt, springt auf mich zu, und als ich mich auf die Seite wende, gibt er Feuer, daß mir der Dampf in den Mund zieht und mir Hören und Sehen vergeht. Ich taumele in größter Angst und Erschrecknis zur Stubentür hinaus und schreie nach Hilfe, da bin ich schon von dem Flüchtigen hinuntergestoßen worden ... Gottfried Eckardt aber, der unten an der Bodentreppe gestanden und ihn aufhalten wollte, den hat er mit einem zweiten Schuß aus seiner Pistole getroffen, daß dieser arme Mann in Angst und mit großem Geschrei zur Tür hinaus auf den Anger getorkelt ist, allwo er tot niedergesunken. Inzwischen, derweil alle zu dem angeschossenen Körper des Hoffleischers Eckardt hingelaufen sind, ist der Mörder zu Pferde gestiegen, hat noch zwei Schüsse aus einer Pistole gelöst, hat uns alle Schelme und Diebe geheißen und ist in die Nacht hinausgeritten. Nach einer Weile vermißten wir den Land­schöppen Kneufler. Da wir auf den Oberboden gehen, sehen wir diesen zwar noch lebendig, aber mit einem gefährlichen Schuß in der Seite, der zuerst nach mir hätte gehen sollen."

Der Landrichter schickte darauf zwei Boten ins Hartensteiner Schloß, und am Morgen erschien der Amtmann mit dem gerade in Hartenstein anwesenden Landphysikus Judelius. Der schwer verletzte Kneufler, gebettet in einen Backtrog, erhielt soeben das heilige Abendmahl vom Beuthaer Pfarrer und starb kurz darauf. Die noch im Bett liegende Frau List wurde sofort vom Amtmann streng vernommen. Wochenlang standen Lists Haus und das Dorf Beutha unter strenger Bewachung.

 Auf der Suche nach Nicol List und seinem Diebesgut

 Nach der verhängnisvollen Johannisnacht 1696 war der schwarze Nickel, wie er landauf und landab genannt wurde, wie vom Erdboden verschwunden. Wenige Tage nach der Bluttat fing man bei Oberdorf das Pferd des Flüchtigen ein. Das war sehr merkwür­dig. Warum hatte List auf das gute Reitpferd verzichtet? Eine hell- braune Stute, die er erst kurz vorher beim Hartensteiner Grafen erhandelt und noch nicht einmal bezahlt hatte. Oder hatte es List nach Verbrecherart an die Stätte seiner Untat zurückgetrieben? Das Rätsel löste sich viel später. Als List im Gefängnis zu Greiz einsaß, befragten ihn Hartensteiner Amtspersonen darüber. Er gab an, nachts nach Beutha geschlichen zu sein, um zu sehen, was sich da tue. Als er in das Wäldchen bei Oberdorf zurückkam, hatte sich sein angebundenes Pferd losgerissen und war nicht mehr da. Er hätte sich ein neues Reittier beschaffen müssen, um zunächst in die Mag­deburger Gegend zu gelangen.

Das Räderwerk der Hartensteiner Justiz kam nach der Johannis-nacht verhältnismäßig schnell in Gang. Wo war List, wer und wo waren seine Spießgesellen und vor allem, wo war das Beutegut versteckt?

Als der Hartensteiner Amtmann die Fahndung veranlaßte, List steckbrieflich suchen ließ, ihm ein hochnotpeinliches Halsgericht androhte und ihn schließlich nach uraltem Rechtsbrauch in die Acht erklären ließ, operierte der Gesuchte längst in Norddeutschland, umgab sich bald als „Herr Rudolf von der Mosel" mit einem Hofstaat, hatte eine Mätresse, die Frau von Sien, die eigentlich Meier hieß, und führte mit seinen Spießgesellen ein solch üppiges Räuberleben, daß die Bande mit dem Stehlen kaum nachkam.

Inzwischen wurde das Hartensteiner Justizamt von vielen Ge­schädigten bestürmt. Nicht nur der Dorfrichter von Kleinrückers­walde wollte seine Kostbarkeiten wiederhaben, sondern auch der Drebacher Pfarrer das gestohlene Kirchengerät, ein Einwohner von Wiesa einen ihm abhanden gekommenen wundertätigen Wolfszahn, und viele andere kamen, die irgend etwas vermißten.

Lists Haus in Beutha und die Umgebung wurden einer gründli­chen Durchsuchung unterzogen. Das Ergebnis war kümmerlich. Nun ließ der Amtmann die gesamte Nachbarschaft von einem Auf­gebot 40 bewaffneter Lößnitzer Bürger absuchen. Vernommen wur­den dann Lists Knecht, eine frühere Magd, die Schmiede von Beutha und Raum, der Schulmeister, der Pfarrer und besonders hart Lists Frau und seine älteste Tochter.

Frau Margarete List, geborene Goethe, stammte aus dem Anhaltischen. List hatte sie von seiner Soldatenzeit mitgebracht, denn seine erste Frau, Mutter der Tochter Anna Maria, war während seiner Abwesenheit verstorben. Aus Lists zweiter Ehe, in die er erst auf Drängen des Pfarrers eingegangen war und in der es viel Streit gab, stammten drei Kinder. Trotz Schwangerschaft wurde Margarete List ins Hartensteiner Gefängnis geworfen und in Ketten geschlos­sen. Im Kerker gebar sie den Sohn Johannes Nicol und wurde einige Wochen später unter der Folter befragt. Aber sie blieb standhaft, beteuerte ihre Unschuld und Unwissenheit und wurde schließlich nach Zahlung der Gerichtskosten von 32 Talern entlassen. Der Beuthaer Bauer Fankhänel brachte sie und ihre eigenen Kinder bis nach Greiz. Man hat nie wieder etwas von ihr gehört.

In der Zwischenzeit war in Beutha bei der emsigen Suche nach vermeintlichen Schätzen und verstecktem Diebesgut sogar Lists Haus völlig abgerissen worden. Man fahndete aber auch nach seinen Kumpanen, so u. a. den Hahntoffel aus Beierfeld, den Runkskopf aus Herold, den Meinersdorfer Mühlhans, den Roßhändler Chri­stoph Kunze aus Niederzwönitz und nach Caspar Starke, dem Wirt der Promnitzer Schenke.

Immer wieder tauchte das Gerücht auf, die Lößnitzer hätten die Schätze gehoben. Eine Sage fand Verbreitung: Bei der Rückkehr von einem Kirchenraub habe List zwei silberne Abendmahlskelche und ein goldenes Kruzifix in einem Gehölz bei Beutha versteckt, wäre aber nach seiner Flucht nicht mehr dazugekommen, die wertvolle Beute zu holen. Nach der Hinrichtung fand seine Seele keine Ruhe, als Geist irrte er seufzend und kettenklirrend um Mitternacht um­her, um die heiligen Geräte zu suchen und an die Stätte seiner ruchlosen Tat zurückzubringen. Eines Nachts hörten zwei vorüberfahrende Lößnitzer Kaufleute die gespenstischen Laute, merkten sich die Stelle, hoben anderentags den Schatz und wurden reich.

Als List nach seinem letzten Coup, der Beraubung des reichen Bürgers Schmidt in der Stadt Hof, endlich in Greiz hinter Gittern saß, reiste ste der Hartensteiner

 Amtmann dorthin, um den Räuber ber nach seinem Diebeslager und den Verstecken von geraubten Schätzen aus der Beuthaer Zeit zu befragen. Der Räuberhauptmann sagte, daß es kein Beutelager gäbe, nur in Hamburg befinde sich noch etwas. Es wird wohl gestimmt haben, wie die zeitgenössische Bildfolge in dem von Lists Beichtvater Hosemann, Hauptpfarrer in Celle, verfaßten Prozeßbericht zeigte: „Wie gewonnen, so zerronnen."

Aber die Gerüchte über die angeblich versteckten Schätze der in ganz Deutschland berüchtigten Räuberbande verstummten im Erzgebirge auch in den folgenden Jahrzehnten nicht. Da verzeichneten alte Karten bei Beutha eine Nicol-List-Höhle. Es ging die Rede von vergrabenen Schätzen im Neudörfler Wald, die der Promnitzerwirt Caspar Starke beiseite gebracht haben sollte. Der Stollberger Apo­theker kam in Verdacht, List habe geraubtes Gut im Bierkeller der Apotheke „Zum Propheten Daniel" an der Jacobikirche versteckt.

 Die Nicol-List-Steine in Beutha

 Nicol List ist am 23. Mai 1699 mit fünf seiner Kumpanen im Lüneburgischen Celle auf fürchterliche Weise hingerichtet worden. Er hatte 2 Morde, 9 Kirchenberaubungen und 18 große Diebstähle eingestanden. An der Stelle seines abgerissenen Hauses in Beutha waren im Jahr 1700 drei Gedenksteine (heutiger Standort Kirchhofs-mauer) aufgestellt worden, zwei davon in Kreuzform zum Gedächt­nis an die 1696 umgebrachten Hartensteiner Bürger Eckardt und Kneufler und den dritten großen Stein zur Warnung an alle Böse­wichte mit folgender Inschrift:

„An diesem Ort hat gewohnt der weltbekannte Dieb, Kirchen­räuber und Mörder Nicol List, welcher in der Johannisnacht 1696 von einer nach ihm geschickten Folge den eigenen Landschöppen Christoph Kneufler und noch einen Bürger, Gottfried Eckardt, jäm­merlich erschossen und darauf die Flucht ergriffen. Auf der Gnädi­gen Herrschaft Befehl ist das hier gestandene Listische Haus nieder­gerissen und wider den flüchtigen Mörder mit der Acht verfahren worden. Nachdem nun Nicol List den 9. November wegen der beiden hier begangenen Mordtaten zu Hartenstein in die Acht er­klärt worden, ist er wegen andrer Übeltaten zu Greiz gefänglich einkommen und von da nach Hof geführet, hiernächst aber, ob ihm schon daselbst gleich ein scharfes Todesurteil gesprochen worden, dennoch aber als ein Miträuber der kostbaren Güldenen Tafel zu Lüneburg erst nach Celle gebracht, allwo er wegen bekannten vielen wichtigen Diebereien, 9 Kirchenrauben und dieser Mordtaten willen den 23. Mai 1699 seinen Lohn empfangen, da er von unten auf mit 8 Schlägen zerschmettert, ihm noch lebend, .der Kopf mit einem Beil abgehauen, selbiger auf einen Pfahl genagelt, der tote Körper aber auf einem Scheiterhaufen zu Pulver verbrennet worden."

 

Bild:

Das fürchterliche Ende der List-Bande auf dem Richtplatz zu Celle 1699. Bei (6) der auf einen Pfahl genagelte Kopf Nicol Lists, dem vorher die Glieder zerschmettert wurden. Neben mehreren auf das Rad geflochtenen und geköpften Übeltätern bei (5) der verkehrt an den Füßen hängende Körper von Jonas Meier mit einem Hund. Wegen Gotteslästerung auf dem Richtplatz war Meier vorher die Zunge herausgerissen worden.

(Historische Darstellung aus dem Prozeßbericht von Lists Beicht­vater

 „Fürtreffliches Denkmal ... der göttlichen Regierung bei der Ergreifung der Räuber der Güldenen Tafel zu Lüneburg")