Die Sage vom Gevattersmann am Greifenstein

 

Vor langer Zeit lebte in Geyer der arme Berghäuer Hans Geißler mit seinem Weib und vielen Kindern. Oftmals fand sich kein Bissen Brot im Hause. Besonders groß war die Not an einem Silvester­abend, als Geißler die erneute Niederkunft seiner Frau erwartete. Da Hans kein Geld für die Bezahlung der Wehmutter (Hebamme) besaß, machte er sich trotz heftigen Schneetreibens auf den weiten Weg nach Günsdorf, um eine verwandte und erfahrene Muhme zu holen.

 

Aber der Schnee fiel unterwegs immer dichter, und an den Felsen der Greifensteine beschloß der Bergmann verzweifelt, nach Geyer umzukehren. Da erschien ihm der Berggeist und sprach mit freund­licher Stimme: „Eile, glücklicher Vater! Gott hat dein Weib mit drei holden Knäblein gesegnet. Wenn du nichts. dawider hast, will ich dein Gevatter (Taufpate) sein."

Da verließ Hansen die Furcht und antwortete: „In Gottes Namen magst du mein Gevatter sein, aber wie tue ich dir die Stunde der Taufe kund?" Wie nun der Berggeist lächelnd sagte, daß er ohne­dem kommen würde zur rechten Zeit, so verließ sich der Bergmann darauf und eilte heim. Seine Frau hatte ihm tatsächlich drei Knaben geboren. Aber die Sorge war gewachsen. Wie sollten die vielen Kinder ernährt werden?

 

Am anderen Tag, als alles zur Taufe in der Bergmannskapelle St. Niclas zu Geyer bereit war, ließ auch der Gevattersmann nicht auf sich warten. Er erschien pünktlich in e Häuerkleidung. Als die heilige g Handlung vorüber war, schenkte er Hans einen Schlägel und ein Eisen und sprach: „Lieber Gevatter! Wo du mit diesem Gezäh einschlägst, da wirst du reiche Ausbeute finden und denke allemal an Gott und deinen Gevattersmann!" Darauf verschwand er.

 

Aber seine Worte trafen ein. Hans Geißler wurde durch das glückbringende Gezäh ein reicher Fundgrüber. Jedem seiner sieben Söhne konnte er einen Hof erbauen. So soll Siebenhöfen bei Geyer entstanden sein.