Der Berggeist und die Stadtpfeifer

 

Bis tief in die Nacht hatten die Geyerschen Stadtmusikanten im Thumer Ratssaal zum Tanz aufgespielt und traten, nachdem der Reigen beendet war, den Heimweg über den Greifensteinberg an. Als sie in die Nähe der Felsen kamen, erglänzten diese, vom Mond beschienen, in einem ganz besonderen Licht. Den Musikanten, die ihre durstigen Kehlen nach ihrem Spiel noch einmal gründlich angefeuchtet hatten, kam das jedenfalls so vor.

 

Ein Spielmann machte den Vorschlag, dem Berggeist zu Ehren ein frohes Liedlein erklingen zu lassen. Wie gesagt, so getan. Nach dem Ständchen war es den Spielleuten so, als hätte der Berggeist mit freundlichem Gesicht um einen Felsen geblickt.

Beim Abstieg nach Geyer sahen die Stadtpfeifer große Zinnstufen am Wege liegen. Sie meinten, der letzte heftige Gewitterregen habe sie ausgewaschen. Sie hoben die Stufen auf und steckten sie in ihre Rucksäcke.

 

Als ihre Frauen und Kinder am nächsten Morgen die Säcke nach Kuchenrändern und Wurstzipfeln durchsuchten, wurden sie des Gesteins gewahr und brachten es zum Schmelzmeister. Der erkann­te es als reines Silber und lohnte dafür reichlich. Nutzen aber hat die reiche Spende des Berggeistes den Spielleuten nicht gebracht. In kurzer Zeit ist der ganze Reichtum durch die durstigen Musikanten­kehlen geflossen.

 

Der Erzgebirgsdichter Kurt Arnold Findeisen hat der Sage eine etwas andere Fassung gegeben, aber auch seine Ballade endet:

 

Wie das aber so zugeht bei den Spielleuten:

Der Schatz schuf ihnen nicht lange Freuden.

Bald war alles verknöchelt, versoffen.

Sakra! Durch durstige Kehle geloffen.

Und so oft sie noch schwärmten im Unterholz,

die Steine standen stumm und stolz –

und grinsten.